Wie bereits unter dem Artikel Wie wurde der Koran offenbart, und warum?erläutert wurde, wurde der Koran stückweise offenbart. Das heißt, zu bestimmten Anlässen wurden bestimmte Suren oder Surenabschnitte herabgesandt, die der Prophet Muhammed s.a.w.s. den Menschen verkündete. Der gesamte Koran blieb den Menschen auf verschiedene Arten erhalten.
- 1. Das Auswendiglernen des Korans
- 2. Die schriftliche Niederfassung des Korans
- 3. Aussagen von nichtmuslimischen Wissenschaftlern
1. Das Auswendiglernen des Korans
Sämtlichen Verse des Korans waren in erster Linie auswendig in den Köpfen und Herzen der Gefährten Muhammeds . Da die Anzahl der Analphabeten unter den Arabern der damaligen Zeit sehr hoch war und ihre Geschichte und ihr Wissen hauptsächlich durch mündliche Überlieferungen weitergegeben wurden, waren sie perfekt vorbereitet für das Auswendiglernen des Korans. Von vielen Gefährten wird überliefert, dass sie nicht nur Teile, sondern den kompletten Koran auswendig beherrschten, so zum Beispiel:
- Qatadah r.a.
- Ibn Abbas r.a..
- Ubay ibn Ka'b r.a.
- Hafsa bint Umar r.a.
- Ibn Mas'ud r.a.
- usw..
Ebenso gab es wohl kaum einen Gefährten des Propheten s.a.w.s. , der nicht zumindest beträchtliche Teile des Korans auswendig kannte. Muhammed s.a.w.s. selbst legte seinen Gefährten das Lernen des Korans ans Herz, wie aus zahlreichen Überlieferungen ersichtlich wird:
„Wer auch immer den Koran liest und auswendig lernt und danach lebt, dem wird Allah der Erhabene das Paradies gewähren [...]“
(Tirmidhi)
Die Verse des Korans waren also in den Köpfen und Herzen der Prophetengefährten, die schriftliche Niederfassung dagegen diente anfangs lediglich als Hilfestellung und für neue Muslime bereits offenbarte Verse zu lernen. Dementsprechend entschloss sich Abu Bakr r.a.erst den Koran komplett in Schriftform nieder zu schreiben, als immer mehr Gefährten starben, die den Koran auswendig konnten.
2. Die Niederschrift der Offenbarungen: Das schriftliche Festhalten des Korans kann in verschiedene Phasen unterteilt werden:
- a) Die Zeit unter dem Propheten Muhammed s.a.w.s.
Der Prophet Muhammed s.a.ws. ließ zahlreiche seiner Gefährten die Offenbarungen des Korans niederschreiben. Dies wurde in hunderten Hadithen überliefert. Ein Beispiel:
„Als der 95. Vers der Sura „Die Frauen“ offenbart wurde, sagte der Prophet s.a.w.s. : „Ruft Zaid zu mir, lasst ihn seine Schreibtafel, das Tintenfass und Schulterknochen* holen.“ Dann sagte er: „Schreib: ...““
(Sahih Buhari)
(Die Schulterknochen des Kamels eigneten sich aufgrund ihrer Größe und Flachheit ideal zum Beschreiben, da Papier zu jener Zeit Mangelware war)
Historiker schätzen die Zahl der Schreiber des Korans der damaligen Zeit allein aus Medina auf 42. Einige Gelehrten gehen von einer (Gesamt-)Zahl von über 100 aus. Die bekanntesten davon waren unter anderem:
- Abu Bakr r.a.
- Umar r.a.
- Uthman r.a.
- Ali r.a.
- Ibn Masud r.a.
- Abu Huraira r.a.
- Abdullah ibn Abbas r.a.
- Abdullah ibn Amr ibn al-As r.a.
- Aisha r.a.
- Hafsa r.a.
- Umm Salama r.a.
- usw..
So wurden sämtliche Offenbarungen auf Papyrus, Knochen, Gazellenhaut, Baumrinden und ähnlichen Materialien niedergeschrieben. Diese einzelnen Fragmente wiederum wurden von vier Gefährten gesammelt:
„Qatada überliefert:
Ich fragte Anas bin Malik:
„Wer sammelte den Koran in der Zeit des Propheten s.a.w.s.?“
Er antwortete:
„Es waren Vier, die allesamt von den Helfern aus Medina waren: Ubai bin Ka'b, Muadh bin Jabal, Zaid bin Thabit und Abu Zaid.“
(Sahih Buhari)
- b) Die Zeit unter Abu Bakr r.a., Umar r.a.und Uthman r.a.
Unter dem Kalifen Abu Bakr, unmittelbar nach dem Tod des Propheten Muhammed s.a.w.s., wurden die verschiedenen Teile und Sammlungen der Gefährten dann zusammengetragen und das erste, vollständige Exemplar des Korans schriftlich angefertigt. Der Beweggrund hierfür war in erster Linie die Schlacht von Yamama, bei der hunderte Huffaz (Muslime die den Koran vollständig auswendig konnten), starben. Um sicherzustellen, dass die Überlieferung des Korans nicht in Gefahr gerät, beauftragte Abu Bakr r.a.nach Beratung mit Umar r.a. also den Koran zusammenzustellen. Die Hauptverantwortung wurde in dieser Aufgabe Zaid ibn Thabit r.a. übergeben, der der Hauptschreiber zu den Zeiten des Propheten Muhammed s.a.w.s. war. Zaid ibn Thabit r.a.überliefert:
„[...] Ich fing also an das Material vom Gedächtnis der Leute, von Pargamenten, Knochen und Palmrindenstücken zu sammeln.“
(Sahih Buhari)
Jeder Vers, seine Anordnung und Position mussten von mindestens zwei Personen, in erster Linie Augenzeugen der Offenbarung, bezeugt werden. Die meisten Gefährten beherrschten zahlreiche oder auch alle Verse des Korans auswendig (wie auch Zaid ibn Thabit selbst), waren aber nicht immer in der Situation der Offenbarung dabei.
Auf diese Art wurde also der erste Koran zusammengestellt, dessen Wortlaut uns bis heute überliefert wurde. Als Abu Bakr r.a. starb, kam er in den Besitz von Umar r.a., danach in den Besitz seiner Tochter Hafsa r.a.Uthman r.a.war es dann, der mehrere Kopien des Korans anfertigen und in die verschiedenen islamischen Metropolen des 1. islamischen Jahrhunderts schicken ließ. Dazu gehören zum Beispiel Mekka, Medina, Damaskus, Kufa und Basra.
Dass der Koran vollständig auf diese Weise erhalten blieb, ist der Konsens der islamischen Historiker und Gelehrten und wird auch von nicht-islamischen Wissenschaftlern bestätigt:
3. Aussagen von nichtmuslimischen Wissenschaftlern
„[...] die Gestalt des Qurans, wie wir sie jetzt haben, im Wesentlichen zwei bis drei Jahre nach dem Tode Muhammads fertig gewesen ist, da die othmanische Ausgabe ja nur eine Kopie des Exemplares der Hafsa ist, dessen Bearbeitung unter Abu Bekr oder spätestens unter der Regierung Omars vollendet wurde. Diese Bearbeitung erstreckte sich jedoch wahrscheinlich nur auf die Komposition der Suren und die Anordnung derselben. Hinsichtlich der Einzeloffenbarungen dürfen wir das Vertrauen haben, daß ihr Text im Allgemeinen genau so überliefert ist, wie er sich im Nachlasse des Propheten vorfand.“
(Friedrich Zacharias Schwally, deutscher Orientalist Ulum al Quran, Seite 185)
Zu Ende seines Buches „The Collection Of The Quran“ erklärt der Orientalist John Burton, dass der heutige Text des Korans
„der Text ist, der uns zugekommen ist in der Form, wie er vom Propheten zusammengestellt und genehmigt wurde ... Was wir heute in unseren Händen halten, ist der mushaf [der schriftliche Koran] des Muhammad.“
(John Burton, „The Collection Of The Quran“, Seite 239 f.)
Auch Jeffrey Lang schlussfolgert, dass die gezogenen Schlüsse der islamischen Gelehrten (bezüglich der Erhaltung des Korantextes) der Geschichte in Anbetracht der vorhandenen Beweise eher standhalten als die Meinungen ihrer Opponenten der Orientalisten.
(Struggling To Surrender, Maryland, Amana Publications, 1994, Seite 92)
„Es scheint ziemlich gut begründet, dass keine Änderungen am Material stattfanden und dass die Originalform der Aussagen Muhammed's mit gewissenhafter Präzision erhalten blieben.“
H.A.R. Gibb, Mohammedanism, London: Oxford Universiy Press 1962 seite 25)
„Es gibt wahrscheinlich kein anderes Buch der Welt welches 12 Jahrhunderte lang [nun 14] in so unverschfälschtem Text erhalten blieb.“
(Life of Mohamet, London, 1894, Vol. 1 Introduction)
„Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass auch nur ein einziger Vers im Koran nicht von Mohammed selber stammen würde.“
(Rudi Paret, Vorwort, Der Koran, übersetzt und herausgegeben von Rudi Paret, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1979, 20049, S. 5)
All dies sind Zeugnisse für die Wahrhaftigkeit der Aussage Allahs s.w.t. in seinem Buch, dem Koran:
„Wahrlich Wir haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein."
(Sura 15, Vers 9)
[Einige Zitate wurden aus dem Englischen übersetzt und beanspruchen keine makellose Übersetzung für sich]
Das verwendete Bild unterliegt dem Copyright-Gesetz und darf somit nur für nicht-kommerzielle Zwecke genutzt werden. Quelle: T. Altikulaç, Al-Mus?h?af Al-Sharif: Attributed To ?Uthm?n Bin ?Aff?n (The Copy At The Topkapi Palace Museum), 2007, Organization of the Islamic Conference Research Centre for Islamic History, Art and Culture: Istanbul (Turkey).
Schlagwörter: Authentizität, Koran, Offenbarung, Überlieferung
Quelle: http://www.fragenzumislam.de